Was können wir tun, wenn unsere Vorstellungen über die zweisprachige Kindererziehung sich nicht immer realisieren lassen und angesammeltes Wissen kaum Anwendung findet? Bekannt sind Situationen, in denen Eltern, sogar ganze Familien, zutiefst enttäuscht oder verärgert sind, manchmal auch werden sie depressiv, wenn jahrelange Suche nach Lösungen, Antworten auf viele für uns wichtige Fragen, Bemühungen und Versuche ohne Erfolg bleiben? Seit Langem wurde das in Erfahrung gebracht, was sich ändern lässt und auch das, was unveränderbar zu sein scheint. Wie auch immer… Obwohl wir all das wissen, fühlen wir uns in der Tat einfach mal sehr unglücklich…
Also: Wenn wir in unseren Bemühungen um die Zweisprachigkeit unserer Kinder bislang mehr oder weniger konsequent waren, sollten wir die Tatsache nicht außer Acht lassen, dass sich die Zweisprachigkeit nicht Eins zu Eins übersetzen lässt, was die einzelnen Bausteine der Sprache(n) betrifft: Wortschatz, Grammatik, Phonetik, usw.
Lasst uns schauen, was für ein Reichtum für die Persönlichkeit der Kinder in diesem Kontext erworbene Flexibilität in ihrem Verhalten bedeutet, sowie die Schnelligkeit, mit der sich Kinder in einem neuen Umfeld orientieren können. Wie offen für Neues und wie tolerant für andere Menschen diese Kinder sind! Ist denn ihre abstrakte Art und Weise zu denken manchmal nicht erstaunlich? Oder auch direkt und schnell angeeignetes Wissen über ein Land? Weiter: die Leichtigkeit, überhaupt Fremdsprachen zu lernen? Das sind nur einige Beispiele der Vorteile der mehrsprachigen Erziehung der Kinder. Es lohnt sich also diese Aspekte nun genauer unter die Lupe zu nehmen, als wir das bis jetzt zu tun pflegten.
Auch hier also findet die Philosophie des halb-leeren oder halb-vollen Glases ihre Anwendung. Ich bin mir sicher. Halt die Ohren Steif!
Zum Nachtisch erlaube ich mir heute hier etwas Privates zu verraten…
Mein Sohn J., den ich im Blog schon öfter erwähnte, gab offen seine Dankbarkeit preis – gleich nach Feierlichkeiten zum 18., nachdem er von mir sein Foto-Album zum Geburtstag geschenkt bekam, an der Türschwelle in sein Erwachsenenleben: mit Fotos und Fotocollagen, verkleinerten und eingescannten Kinderzeichnungen, diversen Erläuterungen, Zitaten, Phrasen, eingeklebten Schnippsel, usw. Es sind also hier die 18 Lebensjahre in zwei Bänden! J. Fügte hinzu, dass für ihn seine zweisprachige Erziehung ebenfalls ein großes und wichtiges Geschenk war und ist, um die ich mich bemüht habe. Obwohl, sagte er, wir beide wissen, dass sein Polnisch noch viel zu wünschen übrig ließe… es wurde mir warm ums Herz, gleich dann am ganzen Körper… Das war für mich das größte Geburtstagsgeschenk.
Heute bin ich mir mehr sicher als je zuvor, wie wichtig positive Emotionen sind, die wir ungezwungen weitergeben, subtil.
Wer weiß, wohin uns diese Reise, wenn auch auf noch wenig erkennbaren Wegen, dann weiter führen mag?
Genauso wichtig war und ist uns Vertrauen J. gegenüber und Achtung seiner eigenständigen und vollwertigen Persönlichkeit. Er weiß selbst, was für ihn wichtig ist und was er noch alles braucht… Wir können ihn nur dabei unterstützen.